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Wolfenbüttel: das Bürgermuseum [gesponsert]

Niedersachsen, Wolfenbüttel
Ausflugstipps
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Kurz vor der Eröffnung des neuen Bürgermuseums war ich in Wolfenbüttel und durfte bereits reinschnuppern. Die Museumsleiterin Sandra Donner hat sich Zeit genommen und führt mich herum. Ich bin tief beeindruckt, wie viel man erzählen kann in so einer kleinen Turnhalle.

Das neue Bürgermuseum ist in der Jahnturnhalle in der Generationen von WolfenbüttelerInnen ihren Schulsport absolviert haben. Die Geschichte der Stadt soll erzählt werden anhand von Menschen, die die Stadt prägten. Dabei fängt es mit Cornelius von dem Busch im jahr 1616 an und endet mit dem einzigen Teilnehmer an Olympischen Spielen, der aus Wolfenbüttel kam, dem Basketballer Jürgen Wohlers, der 1945 geboren wurde. Dazwischen gibt es spannende Berufe und starke Frauen, die die Stadtgeschichte prägten.

An verschiedenen Hörstationen kann man deren Geschichte von ihnen erzählt erleben. Solche persönlichen Geschichten binden einen emotionaler an das Gehörte. Dadurch wird Geschichte lebendiger und bleibt länger im Gedächtnis.

Hier kann man die Platten wunderbar erkennen, die eine Struktur ergeben und das Fachwerkmuster nachbilden.

Aber bleiben wir noch einen Moment bei der Innenarchitektur, denn die finde ich auf so vielen Ebenen sehr gelungen. Die Stadt ist von Fachwerk geprägt, aber wie soll man dies im Museum aufnehmen? Kurzerhand wurden die weißen Wände mit weißen Platten beschlagen in einem Muster, welches von Weitem dezent das Fachwerkmuster aufgreift.

Tritt man ein, schaut man direkt auf eine riesige Schaubühne. Diese greift optisch Elemente der einstigen Turnhalle auf. Praktisch bietet sie unten Schaukästen zu einzelnen Themenfeldern. Gleichzeitig ist sie begehbar und oben kann man auf alten Turnhallenkästen sitzen und zweierlei Dinge tun: entweder die Ausstellung aus einer neuen Perspektive betrachten oder sich einfach ausruhen und das Gesehene noch einmal Revue passieren lassen.

An dieser Stelle muss ich sagen, dass auch Bewegungsfanatiker den Aufzug hoch nehmen sollten. Ich schwöre, dass der sehr witzig ist :-)

Direkt am Anfang bei der Einführung in die „Stadt-Werdung“ sind original Exponate des Hinrichtungsplatzes aufgehangen. Da wird Geschichte greifbar durch die Schandmaske, den Halsring und ähnliches.

Grachten und Fäkalien

Das Faltboot wurde auch in Wolfenbüttel erfunden
Das Faltboot wurde auch in Wolfenbüttel erfunden

Aber aus irgendeinem Grund faszinieren mich die Grachten in Wolfenbüttel am Meisten. Das sumpfige Auenland der Ocker war eine schwierige Grundlage für eine Stadt. Mit Hilfe niederländischer Baumeister legte man Grachten an, wie sie in Holland bereits genutzt wurden. Einerseits gab es so ein stadtweites Transportsystem auf den Wasserarmen, konnte mit dem Wasser Mühlen betreiben.

Fast jedes Haus hatte Zugang zu Wasser. Wolfenbüttel wurde nie Opfer großer Brände, denn die Holzstadt hatte so viel Wasser in unmittelbarer Nähe jeden Brandherdes, dass Feuersbrünste keine Chance hatten.

Typisch für die damalige Zeit war, dass aufgrund mangelnder sanitärer Anlagen der Unrat der Menschen in das Wasser entsorgt wurde. Dies führte dazu, dass es schon bald den Beruf des Fäkalienfischers gab. Dieser fischte großen Unrat ab. Es war ein nicht ehrbarer Beruf, der einen sozil ächtete, aber Wohlstand bereitete.

Jedoch führte die Fäkalienanreicherung dazu, dass die Grachten Herde für Bakterien, Epidemien etc. wurden. Pest und Cholera suchten die Stadt häufiger heim und auch Überschwemmungen waren ein Problem der Stadt.

Die Türken in Wolfenbüttel

Die erste deutsche Staatseinsenbahn eröffnete den ersten Streckenabschnitt 1835 von Braunschweig nach Wolfenbüttel. 

Um eine Attraktion zu schaffen, wurde in Wolfenbüttel ein türkisches Kaffeehaus gebaut. Dieses Ausflugslokal führte dazu, dass viele Menschen die neu eingeführte Eisenbahn nutzen wollten. Man stieg in Braunschweig ein und in Wolfenbüttel aus. Dann flanierte man zum sehr modernen Kaffeehaus. Dort setze man sich hin, trank seinen Kaffee, unterhielt sich und genoss das Wochenende.

2 der Tassen aus der damaligen Zeit stehen noch im Museum. Beeindruckend, was für Werbestrategien schon damals genutzt wurden. Vor der Eisenbahn wussten die Menschen bestimmt auch noch nicht, dass sie Kaffee trinken in Wolfenbüttel trinken wollten. Aber der Bedarf wurde geschaffen :-D

Mitmachmuseum

Weiter hinten im Museum steht eine Konservenmaschine mit der man Dosen schließen kann. Jeder Besucher hat die Möglichkeit hier etwas einzumachen und mit dem Datum des Besuches zu gravieren. Eine bleibende Erinnerung.

Aber warum eine Dose? So richtig sexy ist das nicht, oder?

Wolfenbüttel hat eine große Konservenindustrie und über ein Drittel der deutschen Konserven wurden hier eingemacht. Wobei besonders  viele Frauen beschäftigt waren, die Spargel schälten, Erbsen puhlten etc.

Spannend für mich war mal wieder, dass einer der Gründer der Konservenfabrik einer der Brüder von Wilhelm Busch war: Alfred Busch. Wann auch immer Wilhelm ihn besuchte, sagten seine Stammtischbrüder, dass er ihn bitte nicht mitbringe. Der Dichter war im Alter zu einem eigensinnigen Kauz geworden.

„Wolfenbüttel ist ja eher bescheiden“

Der Artikel wird viel zu lang, wenn ich euch alles erzähle. Vom ersten Faltboot, über die Erfindung der Bündelung von Getreide in Blöcken, über die Vergangenheit im zweiten Weltkrieg, den 10.000 katholischen Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg, die von der protestantischen Stadt aufgenommen wurde bis hin zur Bundesfachschule für das Konditorenhandwerk und am Ende kommen noch Möbel, deren Design jeder ältere Besucher kennt aus dem Wohnzimmer der Eltern oder Großeltern und über die Kinderkisten an den Stationen habe ich auch noch nichts erzählt.

Fazit: den Besuch empfehle ich sehr. Das Design, die Mitmachmöglichkeiten und die anschaulich erzählte Geschichte haben mich total begeistert. Da ist viel hängen geblieben und hat mich berührt.

Schade, dass das Museum nur aufgrund einer großen Erbschaft mögoich war. Andererseits: toll, wenn Menschen ihrer Stadt so viel vermachen und darauf so etwas Tolles erwächst.

 


Herzlichen Dank an die Stadt Wolfenbüttel für die Einladung in ihre Stadt. Das hat großen Spaß gemacht und gemeinsam mit Meike von meikemeilen konnten wir sehr unterschiedliche Schwerpunkte tagsüber setzen.

  1. Bitte bei Meike vorbeischauen für mehr Details zu Lessing, denn Wolfenbüttel ist Lessingstadt :D
  2. „Echt lessig“ ist das Blog der Stadt Wolfenbüttel mit vielen tollen Berichten von Bewohnern der Stadt

Kommentare

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  1. Björn Reckewell

    Liebe Karin,

    uns hat Dein Besuch genauso viel Spaß gemacht und wir danken Dir ganz herzlich dafür. Inzwischen konnten wir unser Bürger Museum eröffnen und die Resonanz der ersten Tage macht richtig Lust auf mehr.

    Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder!

    Viele Grüße aus der Lessingstadt,
    Björn

    7 Jahren her
  2. vielweib

    Mitmachmuseen sind immer toll. Freue mich auch schon auf meine Tour in Wolfenbüttel :-)

    7 Jahren her
  3. Janin-Susann Stolten

    Wow, ihr macht den Besuch des Bürger-Museums sehr schmackhaft. Ich hatte bereits davon gehört, konnte mir jedoch nicht so wirklich viel darunter vorstellen. Wenn ich das nächste Mal in Wolfenbüttel bin, werde ich nicht nur meine Familie besuchen, sondern diese mit ins Museum nehmen. Freue mich schon sehr! Herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein

    7 Jahren her

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Schloßplatz 11, 38304 Wolfenbüttel
Niedersachsen, Wolfenbüttel
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