Bonn geht essen

Mein Gastroführer mit dem Blick für das Besondere.

  • SHOP
  • Reisen & Ausflüge in und um Bonn
  • Restaurants von A – Z
  • Gastronomie nach Vierteln
Menü
  • SHOP
  • Reisen & Ausflüge in und um Bonn
  • Restaurants von A – Z
  • Gastronomie nach Vierteln

Holland: erste Tipps zu Gin, Jenevermuseum und der Destillerie Nolet

Holland, Rotterdam, Schiedam
Ausflugstipps
0 Reviews
Fotos hinzufügen
Eine Rezension schreiben

Mitte Juni ist der jährliche Welt Gin-Tag. In Deutschland leider kein Anlass, dass mal ein Gastronom den Arsch hoch kriegt und ne geile Aktion macht. Also:  ab nach Schiedam!

Schiedam ist kein Stadtteil von Rotterdam, sondern eine eigene Stadt mit knapp 80.000 Einwohnern. Ende des 16. Jhd siedelten sich hier immer mehr Schnapsbrenner an. Die fantastische Lage in der Nähe des Hafens mit den Wasserwegen auf denen alle produzierten Güter transportiert werden konnten, den vielen Mühlen etc. führte dazu, dass Schiedam zum „Centre of spirits“ wurde in den folgenden Jahrhunderten.

 

Das Jenevermuseum

In Schiedam, dem ehemaligen kleinen Fischerdorf gab es im 18 / 19 Jhd. 12.000 Einwohner und 4.000 Destillen. Atmet einmal kurz durch und versucht euch das vorzustellen. Dazu kamen 47 Windmühlen, die rund um die Uhr (24/7) den Roggen und die Gerste mahlten. Der Geruch, die Geschäftigkeit, die Trunkenheit …. für 48 Stunden würde ich gerne mal in der Zeit zurück reisen und das erleben. Im Rückblick eben nicht nur furchtbar, sondern auch faszinierend.

Es verwundert also nicht, dass es in Schiedam das Jenever-Museum gibt. Es ist der einzige Ort an dem heute noch auf historische Art der Jenever gebrannt wird. Es gibt sowohl unter der Woche, wie auch am Wochenende Führungen in Holländisch, Englisch oder Deutsch und ich rate euch, die mit zu machen. Es ist richtig praktischer Unterricht, denn man steht neben den Fäßern und Kesseln und kann überall reinschauen. Die Brenner zeigen einem dann auch, wie Gerste dazu kommt oder das Wasser zugeführt wird oder der Kessel geheizt … oder oder oder. Das ist unglaublich faszinierend, wenn es so praktisch wird.

Jenever gilt als „Urvater des Gin“. Umso interessanter ist, dass ihr nach der Besichtigung überlegt, ob es nicht doch eher ein Whisky ist. Oder doch Bier?

Die Grundlage für Jenever ist nämlich die Gleiche wie bei der Whiskyherstellung. Zuerst wird der Roggen gemaischt und entwickelt den Zucker und in einem zweiten Maischvorgang kommt dann die geschrotete Gerste dazu um nun zu gären und den Alkohol zu produzieren.

Der so produzierte Malzwein (Moutwijn) wird nun aber mit Wacholderbeeren (Jeneverber) gemischt. Ursprünglich hatte man das gemacht um den Fuselgeschmack etwas zu nehmen. Ja, Alkohol vor 300 Jahren war geschmacklich nicht soooo der Knaller in den meisten Fällen. Ab hier geht es dann über in die normale Gin-Destillation. Es wird also ersteinmal mit den Wacholderbeeren gebrannt und im zweiten Durchgang kommen dann Gewürze hinzu, wie es beliebt. Es muss allerdings im Gin MINDESTENS ein Kaffeelöffel Original Malzwein enthalten sein. Das ist bis heute eine Bedingung :D

Wenn ihr hierhin geht, dann MÜSST IHR EINE FÜHRUNG MACHEN. Es ist unheimnlich anschaulich und macht Spaß!

Danke an das Museum und Holland Tourismus für die Einladung an dieser Stelle!

 

Das Jeneverfestival

Und dann kam das Wochenende und die lange Gracht an der das Museum liegt wurde gesperrt. Ein kleines Streetfoodfestival wurde aufgebaut und überall Bierbänke direkt an der Gracht. Die Kirche neben dem Museum ist nicht mehr in Gebrauch und wird für Events genutzt. Unter anderem findet hier das jährliche Jeneverfestival statt bei dem 24 holländische Ginhersteller ihre Stände aufbauen.

Am Eingang kauft man dann Bons. 5€ für große Bons (Gin & Tonic) und 3€ für Shots.

Und dann wird 2 Tage gefeiert. Und man kann hier gut feiern. Drinnen sind die tollen Stän de an denen man herrliche Fachgespräche führen kann und draußen relaxed man dann mal bei herzhaftem Essen oder tollem Kaffee und in etwas nüchtererem Zustand kann man dann weiter machen :D

Ich durfte noch an einem kleinen Cocktail Mixwettebewerb teilnehmen. Mein kreierter „Schiedam Apple“ hat zwar nicht gewonnen, aber ich schlürfte ihn mit Begeisterung.

Hier kann man mit Produzenten reden und trifft andere Gin verrückte. Und mit Verrückte meine ich totale Liebhaber. Faszinierend. Und ein tolles Gefühl, wenn man nicht mehr alleine ist, wenn man mit glasigen Augen der Bewunderung über den Salzgehalt des neuen Hermit diskutiert etc.

Fachsimpeln unter Verrückten ist einfach toll.

Fazit: ich hab schon meinen engen Freundeskreis angefixt und nächstes Jahr werden wir als Horde einfallen und einfach richtig dollen Spaß haben.

 

Gin aus der Nolet Distillerie

Nolet ist eine Traditionsmarke, die in 11 Generation in Familienhand ist. Die wollte ich sehr gerne besuchen und Holland Tourismus hat den Kontakt aufgenommen und dies ermöglicht. Tausend Dank dafür, denn das war UMWERFEND. (Für mich)

Vor 11 Jahren fing die Nolet Familie wie jeder hier in Schiedam mit dem brennen von Jenever an. Das war damals der große Exportschlager. Aufgrund der Nähe zum Hafen und dem Fluß Schie direkt neben dem Haus wurde besonders viel in die zahlreichen Kolonien der Holländer ausgeliefert.

Inge, die mich 2 1/2 Stunden durch das Haus führt, ist Hospitality Managerin bei Nolet. Dieser Familienbetrieb sieht sich immer noch als Familienbetrieb mit engen sozialen Banden und sozialer Verantwortung. Kein Gast soll zwischen effizienten Produktionsabläufen durchgeschoben werden. Stattdessen werde ich in den nächsten 150 Minuten von einer Warmherzigkeit umgeben, die mir Tränen in die Augen treibt und ich werfe mich schamlos dem Betrieb an den Hals „Darf ich für euch arbeiten? Ich zahle auch dafür.“ :-D

Als Gast sieht man hinter Glas am Eingang große Produktionshallen in denen die Flaschen abgefüllt und etikettiert werden und dann auf Paletten verpackt. Ich darf aber auch alles andere sehen und laufe gefühlte Kilometer. Dabei ist das ganze Haus mit fatastischen Aufzügen ausgestattet, die es mir erleichtern, die es aber vor allen den Arbeitern erleichtern sollen, die hier natürlich hart arbeiten im Gegensatz zu mir.

      Unter der Schie gehen wir durch einen modernen Tunnel durch den auch die beladenen Paletten laufen. Denn auf der anderen Seite der Schie sind die Lagerhallen. Mir verschlägt es den Atem, als ich auf einer Besucher Gangway eine solche Lagerhalle mit den Robotern zu sehen bekommen. Es ist das erste Mal. dass ich in einer Destillerie bin von dieser Größe. Es erschlägt mich.

In der alten Mühle (die höchste Hollands) wird heute nicht mehr gemahlt. Stattdessen gibt es unten ein Restaurant für besondere Anlässe, eine kleine Galerie, ein Kino und oben eine Aussichtplattform. Alles natürlich mit einem schiefen (!) Aufzug zu erreichen. Im Kino schaue ich mir im dunklen Raum dann diesen Film an, der mich zu Tränen rührt. So geht StoryTelling. Das ist so schön …. 325 Jahre Familiengeschichte. 325 Jahre Ortsgeschichte. 325 Jahre Spirituosengeschichte.

Das alte Haus neben der Mühle in dem die erste Destillation stattfand, beherbergt heute noch Räume alte Räume in denen man die Geschichte aufbewahrt, die aber auch teilweise noch für interne Treffen genutzt werden. Jedes einzelne Möbelstück scheint zu mir zu sprechen von den 326 vergangenen Jahren  dieser arbeitsamen Familie.

Wunderschön finde ich persönlich den Bereich in dem der alte Jenever gelagert wird in Fässern und an den ein alter Raum angeschlossen ist, den man modernisiert hat und den ich wie folgt beschreiben möchte: eine alte Clublounge mit den Vorzügen der Moderne und einem Blick durch eine Glasfront in die Halle in der die Fäßer gelagert werden. Heimlich träume ich von ruhigen Abenden mit Freunden. Andächtig gite Spirituosen trinken, fühlen, was die Spirituose mit dir macht, wenn sie in deinen Mund kommt und den Mundraum dann einnimmt und dabei vollkommen in sich ruhend auf die Fäßer schauen. Ja, das wäre ein Traum. Ein kleiner Traum.

Aber diese Familie ist nicht nur alt. Sie ist auch unglaublich modern. Z.B. wurden nach hinten an das Gebäude einige Räume aus Glas angebaut. In diesen werden Gäste (i.d.Regel Einkäufer großer Kontingente aus anderen Ländern) begrüßt und bekommen wie ich auch, eine Einführung in die Geschichte der Familie und die Geschichte des Jenever.

Zudem werdet ihr überall im Gebäude die neueste Technologie sehen. Egal, ob es um die Roboter geht, die in den Lagerhallen die Bestellungen machen oder die Panel in den Räumen für Temperatur, Luftfeuchtigkeit uvm. 

Aber das Modernste ist vielleicht, dass diese Familie nicht stehen bleibt. Das Story Telling auf der Windmühle, die Einstellung eines Hospitality Managers oder die Erweiterung des Portfolios (Vodka) sind neue Wege. Hier gibt es keinen Stillstand. Ich erlebe Zukunft und Vision und zwar bei den mittelalten und alten Menschen hier. Es gibt keine Angst vor dem Fortschritt, denn bisher hat er der Familie Nolet nur Gutes gebracht.

Ihr merkt schon: ich bin ehrlich verliebt und wünsche mir nun, dass sie mit jemanden ein Social Media Konzept erarbeiten und umsetzen :-D

Fazit: ich bin nächstes Jahr zum Jeneverfestival wieder da und bringe sehr viele Freunde mit und freue mich schon jetzt auf euch alle mit eurem Lachen und der Liebe für die Spirtituose.

Kommentare

Antworten abbrechen

Anschrift

Lange Haven 74-76, 3111 Schiedam
Holland, Rotterdam, Schiedam
www.jenevermuseum.nl
Anfahrt

Foto Galerie

Spannendes:

  • Was ist „gutes Essen“ für mich?
  • Media Kit
  • „Bonngehtessen“ in den Medien
  • Über mich

Company:

  • Impressum
  • Datenschutzerklärung
Copyright Bonngehtessen © 2021. Alle Rechte vorbehalten.

Toll, dass du wieder hier bist

Lost your password?