Bonn geht essen

Mein Gastroführer mit dem Blick für das Besondere.

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„Das Leben fängt im Wasser an“

Interviews mit Genuss
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Die meisten coolen Bekanntschaften passieren durch Zufall und so auch das Kennenlernen von Soledad Maria Sichert, der Frau, die eine zertifizierte Wassersomeliere ist. Sie kommt gebürtig aus Argentinien und im Gegensatz zu Deutschland, gibt es dort nicht so viele Quellen aus denen qualitativ hochwertiges Wasser sprudelt.

Als sie während ihrer Ausbildung zur Simultandolmetscherin nach Deutschland kam und erfuhr, dass es hier über 800 Quellen gibt und Wasser aus der Leitung getrunken werden kann und es keine knappe Ressource ist, da war sie überrascht und beschäftigte sich immer mehr mit Wasser.

Nach dem Interview standen gefühlte 30 Flaschen Wasser auf dem Tisch von „Bäh“ bis „Mjam“ und ich hatte in 3 Stunden so viel Wasser getrunken, wie noch nie in meinem Leben.

Die Vielfalt von Wasser
Die Vielfalt von Wasser

Angefangen haben wir mit dem guten alten Heilwasser. Damit beginnt Soledad auch ihren Tag. Wasser, die „Heilwasser“ auf dem Etikett stehen haben, fallen in Deutschland in die Kategorie „Medikament“ und haben Neben- und Wechselwirkungen. Deswegen müssen auch Angaben zu den Inhaltsstoffen auf dem Etikett sein genauso wie die Anwendungsgebiete. Aufgrund der sehr hohen Werte der Inhaltsstoffe, verändert ein Heilwasser den Geschmack, wenn man z.B. direkt im Anschluß einen Espresso oder Tee trinken würde.

Deswegen sollte man keine Heilwasser zum Essen trinken, sondern nur für medizinische Zwecke für die sie auch zugelassen sind. Soledad trinkt morgens ein Glas Heilwasser noch im Bett, dass ihren Körper ein bißchen in Sachen „Sodbrennen mindern“ unterstützt. Eine gute Idee, sollte ich auch mal probieren.

Übrigens bewahren die meisten Menschen ihr Wasser im Keller auf, was ideal ist, denn die beste Temperatur um Wasser zu trinken liegt bei 12 Grad.

Wasser öffnet die Geschmacksnerven, die auf der Zunge liegen, weshalb man jedes Essen mit einem Glas Wasser beginnen sollte. In Deutschland gibt es kein schlechtes Wasser. Alles ist trinkbar und die Qualität des Wassers wird höchstens von den Leitungen beeinflusst. Wer also Mineralwasser kauft, beugt dieser Gefahr vor, denn Mineralwasser wird direkt an der Quelle gezapft und somit kann keine Verunreinigung durch Rohre passieren.

Die zweite Beeinflussung der Qualität kann bei der Flasche passieren. Je billiger das Wasser, desto weniger Schutz bietet die Plastikflasche und desto mehr gibt sie von ihrer Zusammensetzung ab. Es gibt bessere und schlechtere Flaschen und diesen Preis spürt man dann beim Kauf des Wassers.

Englisches Wasser
Englisches Wasser

Früher musste ein „Mineralwasser“ mindestens 1000 Milligramm Mineralstoffe pro Liter enthalten. Diese Regelung gilt aber schon seit der europäischen Harmonisierung im Jahr 1980 nicht mehr.

Das Problem war, dass fast kein Wasser außerhalb Deutschlands diese Kriterien erfüllen konnte und somit kein ausländisches Mineralwasser hätte verkauft werden können. Deshalb wurden die Kriterien angepasst und heute sind es nur noch 50mg/l Mineralstoffe. Ein Blick auf die Etiketten lohnt wirklich mal.

Als wir beim klassischen Bonaqa ankommen in der Versuchsreihe, lerne ich dass ein klassisches Tafelwasser gar nicht direkt aus der Quelle kommt. Tafelwasser hört sich so edel an und ich dachte immer, dass das bestimmt was ganz tolles ist. Ich meine „the queen of table waters“ ist doch ein wohlklingender Werbeslogan… Dieses Tafelwasser ist in der Regel entweder ein Mischmasch aus vielen verschiedenen Wassern oder sehr oft werden auch alle Mineralien entzogen dem lokalen Wasser und dann mit einer weltweit gleichen Dosis an Mineralstoffen wieder angereichert. So schmeckt es dann überall auf der Welt gleich egal welches Quellwasser man genommen hat.

Gebirgswasser ist übrigens besonders arm an Mineralwasser. Die Tatsache, dass man immer meint, dass es das beste Wasser überhaupt ist, ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass man erschöpft ist, wenn man in den Bergen wandert und das kühle Nass einfach eine perfekte Kühlung ist in dem Moment.

Habt ihr auch schon mal „artesian water“ gelesen? Ist ein aktueller Trend. Kein Mensch weiß, was artesian heisst und alle raunen beeindruckt „Ooooh“. Artesian heisst aber nur, dass das Mineralwasser durch natürlichen Druck aus dem Boden kommt und die Quelle nicht angebohrt wird und dann nach oben geholt wird. Übrigens sollte man Wasser mit Kohlensäure aus hohen und engen Gläsern trinken und stilles Wasser aus weiten Gläsern.

Das siliziumhaltige Fijiwasser
Das siliziumhaltige Fijiwasser

Während ich dort bei Soledad sitze und ihren Geschichten lausche, wird mir klar, wie vielfältig Wasser ist. Nach und nach schmecke ich auch, was sie mir erzählt.

Man schmeckt hohe Natriumgehalte und als ich das Fijiwasser bekomme, kann ich nur den Mund verziehen und „Wäh“ sagen. Ich lerne, dass dieses Wasser das mit dem höchsten Siliziumgehalt der Welt ist. Und weil Paris Hilton die Flasche einmal in der Hand hielt auf einem Foto, wird dieses Fijiwasser nun von den IT Girls gerne getrunken und um die halbe Welt geflogen, obwohl es eigentlich den Wenigsten schmeckt. Übrigens soll Silizium gut fürs Gedächtnis sein. Mit Hinblick auf die Zielgruppe kommentiere ich das nicht weiter ;-)

Oder kennt ihr das VOSS? Tolle Flasche. Wurde ja auch von Calvin Klein designt für Madonna. Leider kann ich euch nicht sagen, wie das Wasser schmeckt, denn wir haben keine der 3 Flaschen aufbekommen. Was der Designer sich bei dem Verschluss gedacht hat, weiß ich nicht.

Mir gefallen Geschichten wie die von Überkinger. Ein Wasser bei dem die Geschäftsleitung sämtlichen Strom für die Produktion aus eigenen Pumpen durch Solarstrom bezieht und somit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet. Übrigens werden normale Plastikflaschen ca. 25 Mal wiederverwendet und Überkinger hat ein Flaschendesign erarbeitet bei dem die Flaschen 50 Mal wiederverwendet werden können. Das finde ich genial.

Interessant ist z.B. auch, dass Gerolsteiner Führungen anbietet und jeden seiner Schritte in der Produktion den Besuchern transparent macht. Bei Apolinaris (gehört ja mittlerweile zu Coca Cola & Co) hingegen bleibt der Betrieb verschlossen und es gibt keine Transparenz.

Unterschiedliches aus östlichen Nachbarländern.
Unterschiedliches aus östlichen Nachbarländern.

Auch von Adelholzener kann mir Soledad erzählen, dass dies von einer Frauen Kongregation produziert wird, die ihre Gewinne komplett an gemeinnützige Projekte abgibt. Toll. Sowas finde ich unterstützenswert und würde ein Wasser bei dem mir bekannt ist, dass die Hersteller soziale Verantwortung übernehmen, immer einem anderen vorziehen bei gleichem Geschmack.

Es gibt übrigens einige Marken, die sogenannte Ausgießer haben. Wenn in einem Restaurant dieses Wasser ohne Ausgießer serviert wird, dann ist Soledad piefig, wie ich später bei einem Testessen einmal merken durfte. Genau so, wie ein Mineralwasser, wenn man es in der Flasche bestellt am Tisch aufgemacht werden muss.

Nach 30 probierten Flaschen bin ich zwar nicht besoffen, aber der Kopf schwirrt mir trotzdem. Mineralgehalte, Medikamentenverordnungen, Ausgießer, Flaschendesigns, Quellen, Vulkangesteine, Plastikflaschen … ich wusste nie, dass Wasser so viele interessante Aspekte hat.

Es ist faszinierend, wenn man einmal in Restaurants mehr auf Wasser achtet, was einem da so angeboten wird. Da geht man bei einem Franzosen essen und bekommt deutsches Wasser, bekommt dann bei einem deutschen Restaurant ein italienisches Wasser und nur die Italiener schaffen es immer entweder Aqua Panna oder San Pellgerino zu haben. Aber auch nur das. Man glaubt fast, dass es kein anderes italienisches Wasser gibt. Enttäuscht bin ich auch, wenn höherwertige Restaurants nicht auf Wasser achten und mir das übliche Apolinaris anbieten, weil man eh die Verträge mit Coca Cola hat. Ich fände es aber toll, wenn regionale Wasser angeboten werden und man auf solche Dinge wie auch den Geschmack zum Essen achtet und auch berät.

Deine 3 Worte zu Bonn: Rhein, weltoffen, Latinos Deutschland

Soledad, die zertifizierte Wassersomeliere. Events mit ihr sind ein Erlebnis und ansteckend.
Soledad, die zertifizierte Wassersomeliere. Events mit ihr sind ein Erlebnis und ansteckend.

Liebe Soledad, vielen herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke in deine Erfahrung und Leidenschaft beim Thema Wasser. Das hat mir die Augen geöffnet und du erlebst ja selber, dass ich Wasser seitdem ganz anders in Restaurants betrachte. 

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www.wasser-sommeliere.de
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